05 Okt 50 Jahre Oldenburger Fußgängerzone
Von der Markthalle zur Mall – 50 Jahre Oldenburger Fußgängerzone
Die Oldenburger Fußgängerzone gilt als erste flächendeckende Fußgängerzone Deutschlands. Sie wurde am 1. August 1967 eröffnet und feierte im Jahr 2017 50-jähriges Jubiläum.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 40.000 Flüchtlinge nach Oldenburg kamen, stieg die Bevölkerungszahl innerhalb kurzer Zeit auf 120.000 Personen an. In den Stadtteilen entstanden in der Folgezeit viele neue Wohnsiedlungen. Mit dem Konsumdenken, der Werbung der Automobilindustrie und dem Traum vom Urlaub im Süden entstand rasch der Wunsch nach mehr Mobilität und damit nach einem eigenen PKW.
Die engen, mittelalterlichen Straßen im Innenstadtbereich waren auf den sich schnell entwickelnden Fahrzeugverkehr allerdings nicht vorbereitet – es herrschte ein Durcheinander von Fußgängern, Radfahrern und Autos. Ohnehin waren die Straßen der Innenstadt durch die Fußwege an den Seiten sehr beengt. Während der Haupteinkaufszeiten führte dies zu teilweise chaotischen Verhältnissen. Sogar die Busse des Oldenburger Verkehrsbetriebs Pekol fuhren damals durch Achtern – und Langestraße – nicht ohne dabei in regelmäßigen Abständen spektakuläre Unfälle zu verursachen.
Die dann folgende Stadtplanung und deren Ausführung sollten – wie man sich damals erhoffte – dazu beitragen, die historische Altstadt „zukunftsfest“ zu machen. Bereits in den 1950er-Jahren wurde der Bau einer Ringstraße geplant, einer Umgehung um die Oldenburger Altstadt herum. Mit dem Ausbau und Neubau von breiten, autogerechten Straßen, wie denjenigen, die die so genannte Osttangente ausmachten, gingen jedoch wesentliche Teile des alten Stadtbildes verloren. Alte Wasserzüge wurden überbaut, verlegt oder sogar zugeschüttet. Grünflächen wurden zu Gunsten des Straßenverkehrs verkleinert und alter Baumbestand gefällt. Auch stadtgeschichtlich bedeutsame Bauwerke wurden dem Verkehr geopfert. Gleichzeitig entstanden auf freigewordenen Flächen neue Geschäfts- und Bürogebäude. Ziel war, so erscheint es, aus der Residenzstadt Oldenburg die Großstadt Oldenburg zu machen.
Zum autogerechten Ausbau der Verkehrswege gehörten auch die Bahnhochlegung am Pferdemarkt, der Bau von Parkhäusern und die Schaffung weiterer Parkmöglichkeiten in der Innenstadt. Eine autogerechte Stadt bedeutete allerdings auch Gefahren für die Fußgänger. Abhilfe sollten etwa im Bereich Stadtmuseum/Pferdemarkt die neu entstandenen Fußgängertunnel mit im Winter beheizbaren Rolltreppen schaffen.
Die Eröffnung der Fußgängerzone 1967 stellte den vorläufigen Abschluss des verkehrsgerechten Umbaus der Stadt dar. Seitdem ist die Fußgängerzone zu einem Identifikationsmerkmal Oldenburgs gewachsen.
Werkstattfilm widmet dem Jubiläum der Fußgängerzone nicht nur ein eigenes Veranstaltungsprogramm, sondern dokumentiert die mit der Errichtung der Fußgängerzone einhergehenden baulichen Veränderungen in einem Bildband („Neues Oldenburg. Der Wandel der Innenstadt in den 1950er und 1960er Jahren“), einer Ausstellung und einemDokumentarfilm („Schau her! 50 Jahre Oldenburger Fußgängerzone“). Bildband und Film sind erhältlich bei Werkstattfilm sowie im Online-Shop!